Wenn der Nachtwächter in seine Trompete bläst, so dass man denkt ein Elefant hat Schnupfen. Oder wenn des Nachts in Köthens Straßen ein altes Trinklied erklingt, dann wissen die meisten Köthener, dass Schnabelschuh wieder unterwegs ist. Ein Stadtrundgang mit dem Nachtwächter ist informativ und kurzweilig dazu. In ihren Kostümen lassen die Stadtführer(innen) ihre Gäste glauben, sie wären in der Zeit vor 200 Jahren.
Baltasar Melchior Schnabelschuh
Bernd Westphal
Die Figur des Köthener Nachtwächters wurde 2004 vom damaligen Tourismuschef Jürgen Busch angeregt und von Bernd Westphal entwickelt. Ein Nachtwächter wie Schnabelschuh ist aus dem
19. Jahrhundert in Köthen aktenkundig. Vielleicht nicht ganz so frech und vorlaut -
aber immerhin kann man beim Lesen der Akten ein Schmunzeln nicht unterdrücken.
Die Geschichten, die Schnabelschuh erzählt, sind zum Teil frei erfunden oder als Anekdote von Köthenern überliefert. Die historischen Fakten entsprechen jedoch dem heutigen Wissensstand. Über die politischen Seitenhiebe kann sich jeder selbst ein Bild machen.
Die Fasanenwirtin
Angelika Westphal
Der als "Goldener Fasan" bekannte Gasthof ist ab Mitte des 17. Jahrhunderts in Köthen erwähnt.
Er lag vor dem Magdeburger Tor (heute Ecke Bernhard Kellermann Straße - Bernburger Straße - Magdeburger Straße) und diente als Fuhrmannskneipe, Pferdehandelsplatz und bei geschlossenem Stadttor zum Übernachten. Als der Homöopath Dr. Arthur Lutze 1846 nach Köthen kam, hatte er hier bis 1847 seine Praxis. Er vermachte der Wirtin aus Dankbarkeit das Rezept eines Kuchens, den sie auf Wunsch noch heute vorzüglich bäckt. In den Gasthof hatte sich 1864 - 1875 sogar ein Kindergarten eingemietet. Dieser wurde von der Fröbelschülerin Angelika Hartmann betrieben. Da der Gasthof 1942 abgebrochen wurde, irrt die Wirtin noch heute ruhelos durch die Stadt und soll hier und dort von Nachtschwärmern schon des Öfteren gesichtet worden sein.
Aus dem Leben eines Nachtwächters
So fing alles an! Am 24. April 2004 erblickte Schnabelschuh nach 170 Jahren Schlaf das Licht das Welt.
Zu diesem feierlichen Anlass war er 188 cm groß und wog 103.465 Gramm.
MZ vom 28.04.2004
Es war am 24. April 2004 als der damalige Chef der Köthen Marketing (Jürgen Busch) durch brutales Klopfen an der Tür des Magdeburger Turmes den Köthener Nachtwächter aus seinem langjährigen Schlaf holte. Seit dem geistert er des Nachts ruhelos durch Köthen und gibt seine Geschichten hin und wieder an seine Gäste weiter. Zunächst in Begleitung von J.S. Bach und drei mehr oder weniger keifenden Marktweibern hat sich die heutige Form der Eventführung durchgesetzt. Die Herzogin Julie von Anhalt Köthen (Simone Scholdra) und die Fasanenwirtin (Angelika Westphal) bilden den perfekten Kontrast zu den humorigen Geschichten des Nachtwächters b.z.w. ergänzen sie diese. Und noch eine Änderung hat es gegeben, der Nachtwächter Schnabelschuh (Bernd Westphal) hat sich in der Zwischenzeit outgesourct und als Stadtführer eine Ich-AG gegründet.
Selbst Hofkapellmeister Johann Sebastian Bach ist vor Schnabelschuh nicht sicher.